Schweigen über Guernica
Am 26. April 1937 wurde die spanische Stadt Guernica von der deutschen Legion Condor bombardiert und zerstört. Am 12. Juli 1937 eröffnete man den spanischen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung – mit einem riesigen Wandgemälde Pablo Picassos, das dieser unter dem Eindruck der Zerstörung Guernicas gemalt hatte.
Diese Fakten bilden den Ausgangspunkt für Janacs’ Erstling Schweigen über Guernica. Monatelang hatte er eine Postkartenausgabe des Gemäldes mit sich getragen, sie immer wieder studiert und meditiert, bevor er auf der Grundlage genauer (kunst-)historischer Recherchen begann, seinen Assoziationen und der Fülle an Material eine literarische Gestalt zu verleihen. Dabei folgte er streng dem Aufbau von Picassos Gemälde: den vier Frauengestalten entsprechen die vier Kapitel, den zahllosen Skizzen und Leinwandstufen des Malers die immer wiederkehrenden und variierten Versuche des Schriftstellers, den Schrecken sprachlich in den Griff zu bekommen und zu bannen. Dennoch ging es ihm nicht um eine Bildinterpretation oder die Aufarbeitung des Spanischen Bürgerkriegs; diese waren ihm nur Folie, um der Frage nach Aggression, Gewalt und menschlicher Destruktivität nachzugehen.
Beeinflußt von der Lektüre Claude Simons und dem nouveau roman, bei dem es keinen allwissenden und ordnenden auktorialen Erzähler gibt und das Erzähler-Ich soweit wie möglich zurücktritt, verknüpft Janacs auf assoziative Weise das historische Ereignis von Guernica mit Vietnam, Beirut, den Hexenverfolgungen, Terroranschlägen und Hiroshima, setzt sie in Beziehung zu persönlichen Erlebnissen und alltäglichen Beobachtungen und entwirft so ein Panoptikum von Gewalt und menschlichem Leid.